Wie kann man Lieferprobleme meistern?

Veröffentlicht von Frank Arnold am

Die Störung der Lieferketten wird in den nächsten Wochen und Monaten für viele Unternehmen dramatisch werden

Tank- und Containerschiffe stauen sich vor den europäischen Häfen Rotterdam und Antwerpen. Frachtschiffe liegen fest und warten darauf, in den Häfen ent- und beladen zu werden. Die aktuelle Karte von FleetMon, einem Online-Trackingportal für Schiffe, zeigt, wie die Weltwirtschaft durch die Verzögerungen in der Containerschifffahrt ins Stocken gerät. 

Wer sagt: „Das betrifft uns nicht“, hat den Ernst der Lage nicht begriffen

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat kommuniziert, dass vor den Häfen von Deutschand, Holland und Belgien derzeit knapp zwei Prozent der globalen Frachkapazität festhängen. Auch vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang stauen sich seit Wochen Fracht- und Containerschiffe, wie die untenstehende Graphik von Ende April zeigte. 

Der harte Lockdown, den die chinesische Regierung über die Stadt verhängt hat, war der Grund für die dortige Störung der Lieferketten. Seit Mai legten die Ausfuhren wieder zu, da die harten Corona-Beschränkungen nun wieder gelockert werden. Die Störung der Lieferketten wird, aber ihre Auswirkungen erst noch entfalten. 

Was sollten Unternehmer und Führungsteams jetzt tun?

Wenn ein so klar erkennbares Problem, quasi „mit Ansage“, auf die Wirtschaft zurollt, muss sich jedes Top-Team fragen, was das für das eigene Unternehmen bedeuten könnte. Die Tatsache, dass man nicht „unmittelbar“ betroffen ist, weil man beispielsweise keine Güter über diese Lieferketten bezieht, heisst nicht, dass die Auswirkungen auf das eigene Geschäft nicht massiv sein können. 

6 Schritte zur Definition eines Lösungswegs bei Lieferproblemen

1. Definiere das Ziel: Die Lieferprobleme meistern

Im ersten Schritt geht darum, allen Beteiligten zu vermitteln, welche Ziel es zu erreichen gilt. Dabei ist vor allem darauf zu schauen, dass die Problemlage mit Zahlen, Daten und Fakten verstanden wird. Wenn die Beteiligten das „Warum“ erkennen, sind sie viel eher motiviert, sich für die Lösung, also das „Was“ und „Wie“ zu engagieren. 

2. Involviere das Team: Nutze die kollektive Intelligenz

Wer sind die 20 bis 30 besten Leute aus deinem Unternehmen, die beitragen können, die Herausforderung zu meistern? Die Schlüsselpersonen bestehende aus Entscheidern, Fachexperten, Kritikern und Kreativen aus deiner Organisation, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen helfen können, das Problem zu lösen. Jeder kann und sollte sich einbringen. Die Zeiten, in denen die Unternehmensspitze allein die Lösung entwickelt, sind endgültig vorbei. 

3. Definiere die Engpässe: Die Prioritätenlist für die nächsten Monate

Mit der kollektiven Intelligenz der Schlüsselpersonen deines Unternehmens werden die Engpässe erarbeitet. Wichtig ist hierbei, die möglichen Lösungen klar von der Definition der Engpässe zu trennen. Für einen klar definierten Engpass können später mehrere Lösungswege in Frage kommen, deshalb ist es wichtig, dass die Gruppe sich nicht zu früh auf eine mögliche Lösung festlegt. Bei dem aktuellen Problem, der Störung der Lieferketten, wird es eine Reihe von Themen geben, die nicht kurzfristig gelöst werden können. Umso wichtiger ist es, dass die kollektive Intelligenz mobilisiert wird, wie man mit dieser Situation umgehen kann, um Auswirkungen zu mildern, zu meistern und vielleicht anders als geplant zu lösen. 

4. Lösungsweg gestalten: Gemeinsam in Klausur zu besseren Lösungen

Die 20 bis 30 Schlüsselpersonen gehen gemeinsam für zwei Tage in Klausur. Idealerweise findet diese Klausur in einem schönen Hotel ausserhalb des eigenen Unternehmens statt. Entlang der definierten Engpässe bringen alle Beteiligten ihr umfassendes Wissen und ihre langjährige Erfahrung zur Gestaltung eines Lösungswegs ein. Durch die kollektive Intelligenz aller Beteiligten, die sich fokussiert auf ein Problem, der Herausforderung stellt, entstehen Lösungen, die zuvor nicht gesehen wurden. Am Ende der Klausur werden die konkreten Handlungsfelder und Massnahmen von allen im Konsens verabschiedet. Meiner Beobachtung nach sind diese zwei Tage ausserhalb des Tagesgeschäfts eine der wertvollsten Investitionen in die Zukunft des Unternehmens und in den Teamgeist.

5. Umsetzung der Massnahmen: Gemeinsam Ergebnisse erlangen

Die beschlossenen Massnahmen werden in den kommenden Wochen und Monaten von den beteiligten Schlüsselpersonen umgesetzt. Durch das regelmässige Feedback an das gesamte Team entsteht Motivation und Verbindlichkeit für die Umsetzung. Hohe Transparenz ist in dieser Phase wichtig, damit einerseits für alle Erfolge sichtbar werden und andererseits deutlich wird, wo gegenseitige Hilfestellung erforderlich ist. Erfolge sind schöner, wenn man sie im Team erreicht. 

6. Meilensteine und Erfolge gemeinsam feiern: Teamleistung statt Einzelleistung

Wenn über den gesamten Prozess für Transparenz gesorgt wird, entstehen nicht nur bessere Lösungen sondern auch ein Teamgeist, der weit über das Projekt hinaus trägt. Dazu muss man aber Erfolge feiern. Wenn ich in meinen über 20 Jahren als Berater eines immer wieder gesehen haben, dann ist es, dass Erfolge viel zu wenig gefeiert werden. Erfolge muss man feiern. Es gibt keinen einfacheren Weg Motivation, Teamgefühl und Wertschätzung zur entfachen. 

Denkanstoss für heute:

  • Diskutiere in deinem Top-Team die Auswirkungen der Störung der Lieferketten auf dein Unternehmen oder deinen Bereich?
  • Folge den 6 Schritten oben: 
  1. Definiere das Ziel: Die Lieferprobleme meistern
  2. Involviere das Team: Nutze die kollektive Intelligenz
  3. Definiere die Engpässe: Die Prioritätenliste für die nächsten Monate
  4. Lösungsweg gestalten: Gemeinsam in Klausur zu besseren Lösungen
  5. Umsetzung der Massnahmen: Gemeinsam Ergebnisse erlangen
  6. Meilensteine und Erfolge gemeinsam feiern: Teamleistung statt Einzelleistung
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Dr. Frank Arnold 

Bestsellerautor, Redner und Berater für Strategie und Veränderungsprozesse. 

Mit „Leadership Journey – Impulse für unternehmerischen Erfolg“ unterstützt er Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte sich selbst und ihre Unternehmen erfolgreich zu entwickeln.