Wann stirbt dein wichtigstes Produkt?

Veröffentlicht von Frank Arnold am

Ich weiss es noch wie gestern. Meine erste CD-Sammlung: Bruce Springsteen & E Street Band, Live 1975 – 1985. Eines der besten live Alben, die je veröffentlicht wurden. Ich habe damals viel Gitarre gespielt und die CDs stundenlang gehört. Die Qualität der CD-Aufnahmen setzte damals verblüffende neue Standards. Die Älteren unter uns werden sich an das Aha-Erlebnis erinnern. CDs waren 1986 viel teurer als Schallplatten, aber jeden Cent – sorry, Pfennig – wert. Die Entwicklung dieses Produkts war entsprechend rasant. 

Jeder hat Produkte oder Dienstleistungen, die zentral für das eigene Geschäft sind. Zu verführerisch ist die Hoffnung, dass es mit den guten Umsätzen und Gewinnen noch lange weiter geht. Man glaubt – und hofft – sie leben ewig. Aber selbst das beliebteste Produkt wird aus dem eigenen Portfolio über kurz oder lang verschwinden, wie auch die CD aus unseren Wohnzimmern. 

Die kritische Frage, die wir uns alle zu wenig stellen, lautet: 

Wann stirbt dein wichtigstes Produkt?

„Wer ein erfolgreiches Produkt im Angebot hat, muss eigentlich schon zwei neue Ideen in der Pipeline bereithalten.“ Erich Stamminger, ehemaliges Vorstandsmitglied der adidas AG

Sämtliche Branchen bekommen es mittlerweile zu spüren: Das heute Erreichte kann morgen schon veraltet sein. Ständig erhöht sich die Geschwindigkeit des Wandels, und die Lebenszyklen der Produkte werden immer kürzer. Ob ein Unternehmen wachsen kann oder stagniert, hängt von der Fähigkeit ab, fortlaufend neue Produkte und Dienstleistungen mit Umsatz- und Ertragspotenzial hervorzubringen.

Der enge Kontakt zu Kunden ist für das Sammeln und die Bewertung von neuen und verbesserten Produktmerkmalen zentral. Den Personen, die Kontakt mit dem Kunden haben, muss ihre Verantwortung bewusst sein, dass es auf sie ankommt, diese Ideen, Feedbacks und Anregungen zurück ins Unternehmen zu tragen. Das Unternehmen hat in erster Linie die Bedürfnisse des Kunden zu befriedigen, und somit ist jeder gut beraten, diesen Bedürfnissen gut zuhören. 

Wirksame Führungskräfte haben erkannt, welche Rolle ein funktionierendes Produktmanagement für die Innovationsprozesse im Unternehmen spielt. Der Produktmanager muss sich als der interne Auftraggeber für neue Produkte und Dienstleistungen verstehen, sozusagen als Unternehmer im Unternehmen: Er bringt nicht nur alle Entscheidungsebenen – also Geschäftsleitung, Vertrieb/Marketing, Entwicklung, Service und Controlling – zusammen, sondern bündelt Ideen, stösst Prozesse an, wickelt Projekte ab, baut Netzwerke auf und knüpft strategische Allianzen. Wichtig ist, dass es eben nicht an einer Person alleine liegen darf, das Wissen über die Wünsche der Kunden aufzunehmen. Es muss allen Mitarbeitern bewusst sein, dass sie einen Beitrag leisten können und sollen. Die Zeit der Einzelkämpfer ist in Unternehmen längst vorbei. 

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit und Vertrauen in die kollektive Intelligenz

Der Schlüssel für den Erfolg liegt in der wirksamen bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Die konkrete Umsetzung ist wesentlich einfacher als es oft behauptet wird: Die besten Köpfe aus den jeweiligen Bereichen des eigenen Unternehmen wissen, was dem Kunden missfällt und welche Wünsche er hat. Es gilt dieses Wissen im Haus zu bündeln, zu diskutieren, gemeinsam zu interpretieren und dann – abgestimmt über die Bereiche – die Massnahmen abzuleiten. Vertraue auf die Intelligenz deiner guten Leute, sie brauchen nur den Freiraum und den klaren Auftrag, sich für den Kunden im eigenen Unternehmen einzusetzen. 

Denkanstoss für heute:

  • Welches ist dein wichtigstes Produkt? Wann stirbt es? 
  • Welches Produkt solltest du gemeinsam mit deinem Team auf den Prüfstein stellen, um die nächste Phase einzuleiten?

Dr. Frank Arnold 

Bestsellerautor, Redner und Berater für Strategie und Veränderungsprozesse. 

Mit „Leadership Journey – Impulse für unternehmerischen Erfolg“ unterstützt er Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte sich selbst und ihre Unternehmen erfolgreich zu entwickeln.