Feedback: Das Herzstück erfolgreicher Umsetzung

Veröffentlicht von Frank Arnold am

Eigentlich weiss doch jedermann, dass James Watt (1736–1819) die Dampfmaschine erfunden hat – was aber falsch ist. Der englische Schmied Thomas Newcomen baute die erste Dampfmaschine 1712, die etwas sehr Nützliches leistete, sie pumpte nämlich Wasser aus einer englischen Kohlenmine. Die Maschine war allerdings hochgradig ineffizient, was ihr wiederum den Beinamen Kohle fressendes Ungeheuer einbrachte. Aber selbst Newcomen baute auf Experimenten französischer und englischer Erfinder auf, die bereits um 1700, rund drei Jahrzehnte vor Watts Geburt, mit der Umwandlung von Wasserdampf in Bewegungsenergie experimentierten. Als James Watt sich im Jahr 1764 mit der Reparatur einer Dampfmaschine von Thomas Newcomen auseinandersetzte, erkannte er, wie ineffizient diese arbeitete und wie viel Dampf verschwendet wurde. Mit grossem Ehrgeiz machte er sich daran, eine bessere Maschine zu entwickeln. Er studierte dazu sogar Fremdsprachen, um auch Veröffentlichungen über Dampfmaschinen lesen zu können, die zu jener Zeit in anderen Ländern gebaut wurden. Übrigens haben viele Menschen, die Grosses geleistet haben, Fremdsprachen erlernt, um sich Zugang zu wertvollem Wissen zu verschaffen. Arthur Schopenhauer und Peter F. Drucker lernten beispielsweise beide Spanisch, um das herausragende Werk Oráculo manual y arte de prudencia von Baltasar Gracián von 1647 lesen zu können, das Schopenhauer später sogar noch ins Deutsche übertrug, wo es den Titel Handorakel und Kunst der Weltklugheit trägt.

1776 wurde jedenfalls die erste Dampfmaschine wattscher Bauart in Betrieb genommen. Es dauerte nicht lange, bis sie auch den Verkehr revolutionierte und für den Antrieb von Schiffen und Dampfwagen verwendet wurde, aus denen dann die Eisenbahn hervorging. Um etwas über Management zu lernen, wollen wir uns mit einer anderen Erfindung von Watt beschäftigen: dem Fliehkraftregler.

Ein Fliehkraftregler ist ein Maschinenelement, das die Fliehkraft zur Regelung der Drehzahl einer Maschine nutzt. Je schneller sich der Kolben der Dampfmaschine bewegt, desto schneller dreht sich der Fliehkraftregler. Zwei Gewichte werden durch die Fliehkraft gegen die Schwerkraft nach oben gezogen, wodurch über einen Hebelmechanismus die Dampfzufuhr verringert wird und die Maschine ihre Geschwindigkeit drosselt. Watt nutzte die Rückkopplung, die der Fliehkraftregler gab, um die Arbeitsgeschwindigkeit seiner Dampfmaschinen konstant zu halten.

Die Nutzung des Prinzips der Rückkopplung ist heute so allgegenwärtig geworden, dass man es gar nicht mehr bemerkt. In Computern, bei der Regulierung des Luftverkehrs, während der Durchführung medizinischer Operationen, in der Produktion, bei der Führung von Organisationen, eben überall dort, wo ein Vorgang gesteuert werden muss. Viel zu wenige Führungskräfte nutzen dieses unverzichtbare Element der Führung indessen systematisch genug, egal in welchem Bereich, sei es in der Führung von Personen, in der Führung von Organisationen oder in der Führung von Innovationen.

Feedback ist der Schlüssel zu kontinuierlichem Lernen. Bereits vor rund 2500 Jahren lehrte der berühmteste Arzt des Altertums, Hippokrates von Kos, dass ein Arzt aufschreiben soll, welchen Entwicklungsverlauf er für die Genesung eines Patienten aufgrund seiner Behandlung, das heisst aufgrund seiner Entscheidung, erwartete. Einige Zeit später sind die Ergebnisse dieser Entscheidung mit den Erwartungen zu vergleichen. Es wird Sie verblüffen, wie viel und wie schnell Sie durch Rückkopplungen lernen werden. Innerhalb von nur wenigen Jahren werden Sie wesentlich kompetentere Entscheidungen treffen als jemals zuvor.

Lass in deinem Unternehmen regelmässiges Feedback bezüglich wesentlicher Projekte und Themen zur Routine in der professionellen Führung werden. Gemeint sind AuftragsbestätigungenZwischenberichte und Vollzugsmeldungen – wenn du diese konsequent etablierst, leistest du einen erheblichen Beitrag zur Funktionssicherheit des Unternehmens als Ganzes und damit auch zur Risikominimierung. Nicht ohne Grund sind diese Dinge gerade in Bereichen, in denen das Leben von Menschen auf dem Spiel steht, eiserne Pflicht, beispielsweise in der Medizin bei Operationen, bei Einsätzen im Militär oder bei Manövern im Luftverkehr. Man benötigt Feedback als wesentliches Element für das sichere Funktionieren, das gilt selbstverständlich auch für Organisationen der Wirtschaft.

»The mission of this Allied Force was fulfilled at 02.41, local time, May 7, 1945.« Welch bewundernswertes Vorbild in Anbetracht der übermittelten Nachricht.

Du kannst dieses Vorgehen aber nicht nur für das Führen von Unternehmen oder Menschen anwenden, sondern auch für das Führen der eigenen Person. Wann immer ein Jesuitenpater oder ein calvinistischer Pfarrer etwas von Bedeutung tut, wird von ihm erwünscht, dass er die Resultate niederschreibt, die er erwartet. Neun Monate später nutzt er diese Aufzeichnungen, um die tatsächlichen Ergebnisse mit den Erwartungen zu vergleichen, und erhält so ein wertvolles Feedback. Du wirst sehr schnell erkennen, wo deine wirklichen Stärken liegen, was du lernen musst und wo du nun mal keine Stärken hast und deshalb auch nie wirklich gut werden wirst. Ausserdem erfährst du dadurch, welche Gewohnheiten du verändern musst, um wirklich wirksam zu werden. Peter F. Drucker hat dieses Vorgehen für sich über 60 Jahre hinweg systematisch genutzt, selbst im hohen Alter.

Insights für unternehmerischen Erfolg

  • Arbeite systematisch mit der Feedback-Analyse: bei der Führung des Unternehmens, bei der Führung von Menschen und bei der Führung von Innovationen. Was musst du tun, damit regelmässiges Feedback selbstverständlicher Bestandteil professionellen Arbeitens in deinem Unternehmen ist? Alle reden darüber, zu wenige setzte es konsequent um.
  • Schreib bei deiner nächsten wichtigen Entscheidung deine erwarteten Ergebnisse auf. Vergleiche die tatsächlichen Ergebnisse eine angemessene Zahl an Monaten später mit deinen Erwartungen.
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Dr. Frank Arnold 

Bestsellerautor, Redner und Berater für Strategie und Veränderungsprozesse. 

Mit „Leadership Journey – Impulse für unternehmerischen Erfolg“ unterstützt er Unternehmer, Geschäftsführer und Führungskräfte sich selbst und ihre Unternehmen erfolgreich zu entwickeln.